Borgo di Mezzo
Der Ort Borgo di Mezzo ist eines der drei untersuchten Monticello-Dörfer. Es ist zwischen Badiuz und Morolz auf ca. 840 m.ü.NN am Fuße des Berges Monticello gelegen und mit dem Auto in 10 Minuten von Grauzaria zu erreichen. Eine Schotterstraße führt nach Badiuz, von wo an eine asphaltierte Straße nach Grauzaria führt. Das Dorf ist nicht an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen.
Häuser
Das Dorf umfasst insgesamt 13 intakte Gebäude und sieben Ruinen. Eine der Ruinen wird dennoch als Schuppen genutzt. Drei weitere Ruinen sind ehemalige Ställe. Nur drei der Ruinen waren zu einem früheren Zeitpunkt Wohnhäuser. In Borgo di Mezzo gibt es heute zehn intakte Wohngebäude.
Wie auf der Karte gut zu erkennen ist, stehen 18 der Gebäude dicht beieinander. Ein Wohnhaus ist ca. 350 Meter abseits gelegen, gehört aber noch zu Borgo di Mezzo und wird zeitweise genutzt. Das Dorf macht einen verlassenen Eindruck, da jedoch etwa die Hälfte der Wohnhäuser renoviert wurden und die angrenzenden Wiesen regelmäßig gemäht werden, wirkt es dennoch gepflegt.
Folgt man der Schotterstraße Richtung Morolz gelangt man nach ca. 200 Metern an eine Kirche. Zweimal im Jahr findet hier ein Gottesdienst statt.
Bewohner
Keiner der insgesamt 19 Bewohner wohnt dauerhaft in dem Dorf, alle Personen nutzen ihre Häuser als Zweitwohnsitz an Wochenenden oder als Ferienhaus im Sommer. Zwölf der Bewohner kommen wöchentlich und kümmern sich um die Instandhaltung der Gebäude und die Pflege der Wiesen. Ihre Hauptwohnsitze befinden sich vornehmlich in Moggio und Udine.
In Borgio di Mezzo kann die Abwanderung nachvollzogen werden. Aufgrund der fehlenden Schule zogen junge Familien in die nahegelegenen Orte. Sie behielten jedoch die Häuser und nutzen sie als Wochenend- und Feriendomizil. Somit kann man beispielsweise die Familie Treu nicht wirklich als Rückkehrer bezeichnen, da sie nie ganz weg waren, auch wenn sie ihren Hauptwohnsitz nicht mehr im Dorf haben. Dass die Familie Treu als einzige Familie noch eine Verbindung zum Ort hat und dort regelmäßig Zeit verbringt, hat auch große Auswirkungen auf das Dorf selbst. Ohne die Treus wäre Borgo di Mezzo wahrscheinlich fast komplett verlassen und ausgestorben und die Gebäude sowie die Wiesen in einem sehr schlechten und verwahrlostem Zustand.
Der Großteil der Personen ist über 50 Jahre alt. Es gibt zwei Kinder, die 8 und 10 Jahre alt sind. Sie kommen mit dem Vater und den Großeltern gerne ins Dorf. Nur fünf der Bewohner sind im berufstätigen Alter. Teilt man die Bewohner des Dorfes nach Geschlecht auf, ergibt sich ein deutlicher Männerüberschuss: von den 19 Bewohnern sind 12 männlich und nur 7 weiblich.
Die beiden Kinder, heute acht und zehn Jahre alt, erwecken Hoffnung für die Zukunft des Dorfes. Die Bewohner sind mit einer Ausnahme über 50 jahre alt, wenn die Erwachsenen also im Alter voranschreiten, können die Jungen für die Instandhaltung Verantwortung übernehmen. Allerdings kann man davon ausgehen, dass eine Revitalisierung von Borgo di Mezzo eher unwahrscheinlich scheint, da in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten keine Bewohner von außerhalb neu in das Dorf gezogen sind. Bedenkt man das Alter der jetzigen Bewohner, der Älteste von ihnen ist 93, kann man davon ausgehen, dass die Bewohneranzahl in den kommenden Jahrzehnten eher abnehmen statt zunehmen wird.
Geschichte

Landwirtschaft & Freiflächen
Die Freiflächen werden von den Bewohnern regelmäßig 1-2 mal im Jahr gemäht. Die steilen Berge hinter dem Dorf waren in der Vergangenheit für die Heuwirtschaft genutzt, heute sind sie bewaldet. Die angrenzenden Wiesen werden von Schafen abgegrast, die restlichen Wiesen sind ungenutzt. Die Besitzer der Schafe haben kein Haus in Borgo die Mezzo, sie sehen aber täglich nach den Tieren. Damit übernehmen sie eine wichtige Rolle im Erhalt der Kulturlandschaft. Die Besitzverhältnisse der Wiesen und Freiflächen konnten im Rahmen der Vollerhebung nicht geklärt werden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Eigentümer zu der Treu-Familie gehören. Luca Treu übernimmt im Dorf mit besonderem Engagement das Mähen einer Vielzahl von Wiesen. Das primäre Ziel des Mähens ist die Zurückdrängung der Waldgrenze, die bestätig näher zu kommen droht.
Infrastruktur
Kein einziges Haus in Borgo di Mezzo ist an das Stromnetz angebunden. Der Ausbau würde bis nach Borgo di Mezzo ca. 90.000 Euro kosten. Die enormen Kosten müssten von den Bewohnern selbst getragen werden. Da die Bewohner nur ihren Zweitwohnsitz im Ort haben, qualifizieren sie sich nicht für staatliche Unterstützung des Ausbaus des Stromnetzes. Die Bewohner hoffen auf Eigeninitative von einem der Bewohner, der aus privater Hand den Ausbau finanzieren würde. Der Anschluss der restlichen Häuser würde dann nur noch ein Bruchteil kosten. Die Dorfbewohner haben aus diesem Grund aufgrund des fehlenden Anschlusses auf sieben der elf Wohnhäuser Solarpanels installiert. Bei schlechten Wetterverhältnissen muss auf Öllampen zurückgegriffen werden.
Etwa die Hälfte der Häuser hat mit Sicherheit einen Wasseranschluss. Das Trinkwasser wird jedoch aus dem Trinkwasserbrunnen bevorzugt, da die Rohre in den Häusern höchstwahrscheinlich nicht sauber sind.
Keines der Häuser verfügt über einen Internetanschluss. Dank Satellitenschüsseln auf den Dächern haben mindestens vier Häuser einen Fernsehanschluss.