Moggessa di Là

Moggessa ist ein kleines Bergdorf westlich von Moggio Udinese. Der Ort besteht aus zwei Weilern, die durch den Rio de Mulin und einer tiefen Schlucht getrennt sind. Die beiden Weiler befinden sich mehr als 6 km von den ersten Häusern der anderen Dörfer des Val Aupa entfernt. Moggessa di Là liegt auf einer Höhe von 530 Meter über NN und damit etwas höher als sein auf 510 Meter gelegenes Nachbardorf Moggessa di Quà. Die Gegend ist fast unberührt, die Natur allgegenwärtig, und die abenteuerlichen Pfade führen zu immer noch lebendigen Zeugnissen der Vergangenheit.

Die beiden Moggessas zeichnen sich durch den starken Kontrast zwischen vollständig zerstörten und von Vegetation überwucherten Gebäuden einerseits und einigen renovierten Häusern anderseits aus. Beide Dörfer werden nur noch zeitweise bewohnt. Heute sind sie ein beliebtes Ausflugsziel für all diejenigen, die Ruhe und Abgeschiedenheit inmitten der Natur suchen. Umgeben von zugewachsenen Feldern und dichtem Kiefernwald befinden sich die Dörfer in einem ständigen Kampf gegen die Natur. Ohne die Anstrengungen der Bewohner würde der Wald schnell alles zurückerobern.

Häuser

In Moggessa di Là gibt es insgesamt 38 Gebäude, die sich nochmal in 47 funktionale Einheiten untergliedern lassen. Ein Haus kann teilweise mehrere eigenständige Wohneinheiten aufweisen. Dies ist immer dann der Fall, wenn bestehende Häuser aufgrund neuer Familienmitglieder vergrößert wurden oder wenn mehrere Familien aus platz- und materialtechnischen Gründen ihre Häuser zusammengebaut haben. Häufig besteht eine funktionale Aufteilung in Wohnbereich, Stall und/oder Lager. Aktuell werden 22 dieser 47 Gebäudeeinheiten genutzt. Darunter befinden sich 15 Wohnungen, fünf Lagerräume und eine Kirche. Die Lagerräume werden dabei hauptsächlich zur Aufbewahrung von Holz, Gartengeräten oder Maschinen verwendet. Die 25 ungenutzten Gebäudeeinheiten setzen sich aus vier ehemaligen Wohneinheiten und fünf Lagerräumen sowie 16 undefinierbaren Gebäuden zusammen. Laut den Eigentümern anderer Häuser handelt es sich dabei meist um ehemalige Ställe und Scheunen, die wegen der fehlenden landwirtschaftlichen Nutztiere keine Verwendung mehr fanden. Viele davon befinden sich am westlichen Rand des Dorfes, wo sie an größere Freiflächen angrenzen.

Von den 22 Gebäudeeinheiten, die aktuell genutzt werden, sind 13 in einem guten bis sehr guten Zustand, sieben Häuser sind in einem weniger guten Zustand aber dennoch längerfristig bewohnbar. Der Gebäudezustand in Moggessa di Là ist aufgrund der Zufahrtsstraße allgemein etwas besser als im Nachbardorf Moggessa di Quà, welches nur zu Fuß erreichbar ist. Die Straße ermöglicht es den Eigentümern Baustoffe und Material für den Wiederaufbau der Häuser in das Dorf zu transportieren.

 

Alle bewohnten Gebäude in Moggessa di Là werden lediglich zeitweise als Wochenend- oder Ferienhaus genutzt, aber nicht dauerhaft bewohnt. Zusätzlich steigt die Zahl der Touristen, die Moggessa di Là als Ziel für Wander- oder Fahrradtouren wählen, jährlich an. Der  Zustrom von Touristen hatte neben der Eröffnung der Bar „ristoro alle quattro fontane“ im Jahr 2019 auch die Vermietung eines Hauses als Ferienwohnung zur Folge. Ein früheres Wohnhaus wurde renoviert und ist seit August 2021 für das Wochenende buchbar. Das Potential des Dorfes liegt vor allem im Tourismus und in der Nutzung der Häuser als Wochenendhaus für Personen aus der Umgebung. Alsdauerhafter Wohnsitz scheint Moggessa di Là aufgrund der Distanz zur nächstgelegenen Einkaufsmöglichkeit bzw. der schwierigen Erreichbarkeit des Dorfes ungeeignet.

Bewohner

Alle Einwohner des Weilers Moggessa di Là haben ihren Hauptwohnsitz außerhalb des Dorfes, weshalb die Häuser nicht durchgehend bewohnt sind. Die meisten Eigentümer sind an den Wochenenden in den Sommermonaten anwesend. Im Winter hingegen kommen aufgrund der kalten Temperaturen und der erschwerten Erreichbarkeit des Dorfes nur wenige. Da die Straße von Morolz nach Moggessa di Là im Winter nicht geräumt wird, ist das Dorf bei starkem Schneefall nur noch zu Fuß erreichbar.

Der letzte dauerhafte Bewohner von Moggessa di Là ist im Dezember 2018 verstorben. Seitdem ist das Dorf nur noch zeitweise bewohnt. Eine feste Einwohnerzahl ist dabei schwer feststellbar. Im August 2021 wurden an einem Wochenende 16 Personen angetroffen. Laut Aussagen dieser Personen scheint es 11 weitere Eigentümer zu geben. So kann von 27 Personen ausgegangen werden, die das Dorf zeitweise bewohnen. Im Sommer und bei gutem Wetter halten sich zudem schätzungsweise bis zu 50 Touristen über den ganzen Tag verteilt im Dorf auf.

Die 27 Einwohner von Moggessa di Là bestehen aus 11 Frauen und 16 Männern. Das geschätzte Alter der männlichen Einwohner liegt im Durchschnitt bei 56 Jahren. Die Frauen sind mit 52 Jahren durchschnittlich etwas jünger. Die jüngsten drei Personen waren im Alter von ca. 25 Jahren. Der älteste Einwohner ist aktuell etwa 75 Jahre alt.

Die zugezogenen und zurückgekehrten Eigentümer tragen allein aufgrund ihrer temporären Anwesenheit maßgeblich zur Revitalisierung des Dorfes bei. Von besonderer Bedeutung ist dabei ein Ehepaar, das eine kleine Einkehrmöglichkeit eröffnet hat. Zudem bietet eine Frau Übernachtungsmöglichkeiten im Rahmen eines Bed & Breakfast an. Dies kann seit August 2021 tageweise an Wochenenden gebucht werden. Ein Großteil der zugezogenen sowie zurückgekehrten Personen beteiligt sich neben der Aufrechterhaltung des eigenen Besitzes auch an der Pflege des Dorfes.

Alle der zeitweisen Bewohner betonten, dass sie in Moggessa die Là neben der Schönheit der Landschaft vor allem Ruhe und Frieden als wichtigen Ausgleich zu dem Leben in ihren Hauptwohnsitzen finden können. Zusätzlich ist der Wiederaufbau der Gebäude für viele, ein spannendes Hobby. Die meisten der neu Zugezogenen kamen früher zum Wandern in die Region und entdeckten so das ehemalige Geisterdorf. Die Hauptwohnsitze der Eigentümer befinden sich in größeren Dörfern oder Städten mit besserer Infrastruktur und Versorgung. Die Bewohner verbinden vor allem ihre Arbeit und das hektische Alltagsleben mit diesen Orten. Gleichzeitig befindet sich dort mit den Familienangehörigen und Freunden aber auch ein größeres soziales Umfeld. Moggessa di Là fungiert demnach für fast alle Bewohner als Zufluchtsort und als Abwechslung zum stressigen Arbeitsalltag in der Stadt. Viele haben es sich zur Lebensaufgabe gemacht die Gebäude in Moggessa di Là wieder aufzubauen und selbst als Wochenendhaus zu nutzen.

Geschichte

Landwirtschaft & Freiflächen

In Moggessa di Là gibt es zehn Gärten, die einem Wohngebäude zugeordnet werden konnten. Vier davon werden als Ziergarten und sieben zum Anbau von Obst und Gemüse genutzt. Der Anbau von Gemüse beschränkt sich dabei vor allem auf Kartoffeln, Bohnen, Zucchini und Tomaten. Zu den häufigsten Obstanbauten zählen neben Apfel- und Feigenbäumen auch zahlreiche Weinreben an den Hausfassaden. Zusätzlich findet man hin und wieder auch Sonnenblumen und Maispflanzen in den Gärten. Bedingt durch die Jahreszeiten werden im Laufe des Jahres unterschiedliche Nutzpflanzen angebaut.

Die Einwohner betrieben bis in die 1960er Jahre hauptsächlich Subsistenzwirtschaft. Alle Häuser besaßen daher einen kleinen Garten, in dem Obst und Gemüse angebaut werden konnten. Außerhalb des Dorfes befanden sich großflächige Weiden für die verschiedenen Nutztiere. Mittlerweile sind jedoch viele der einstigen Gärten ungenutzt und verwildert.

Früher wurden in Moggessa di Là Kühe, Schweine, Ziegen, Schafe und Hühner gehalten. Die Kühe befanden sich im Sommer auf einer höher gelegenen Alm, wo auch Käse produziert wurde. Anfang der 60er Jahre wurde die Nutztierhaltung weniger, da viele Leute bereits aus Moggessa wegzogen. Ab 1965 wurden die Tiere nur noch ausschließlich für den eigenen Bedarf gehalten und 1976 endete die Viehhaltung schließlich vollständig mit den schweren Erdbeben.

Die wenigen Grünflächen im Dorf werden von den aktuellen Bewohnern regelmäßig gemäht, selbst wenn diese nicht immer in deren Besitz sind. Auch um die Wege und schmalen Gassen zwischen den Häusern wird sich gekümmert. Insgesamt macht das Dorf trotz der Abgeschiedenheit einen sehr ordentlichen Eindruck. Zudem wird aktiv an der Offenhaltung der umliegenden Weide- und Wiesenflächen gearbeitet, um der Verbuschung entgegenzuwirken.

Infrastruktur

Obwohl beide Dörfer an das Stromnetz angeschlossen sind, besitzen nicht alle Haushalte einen Stromanschluss. In Moggessa di Là gibt es insgesamt 17 Wohneinheiten, die mit Elektrizität versorgt werden.  Bis auf wenige Ausnahmen besitzen alle bewohnten Gebäude in einen Wasseranschluss. Die vier Brunnen des Dorfes werden daher hauptsächlich von den Tourist genutzt, um deren Wasserflaschen aufzufüllen. Ein Internetanschluss existiert bislang nur in zwei Häusern in Moggessa di Là.

Seit 2019 existiert die Bar „ristoro alle quattro fontane“. Sie ist in der Regel an Wochenenden in der warmen Jahreszeit geöffnet.

Eindrücke

Das Haus, dessen Besitzer die Bar betreiben
Eine Ruine als bleibende Erinnerung an das Erdbeben
Die Bar "ristoro alle quattro fontane"
Ein gepflegter und bepflanzter Garten
Eine der typischen schmalen Gassen im Ort