Mogessa di Quà
Moggessa di Quà ist der zweite Ortsteil der Mogessas und ist ebenso nur zu Fuß erreichbar. Dieser Teil liegt südlich des Rio de Mulin und ist mit 38 Häusern in etwa genauso groß wie der andere. Hier fehlen jedoch Kirche und Schule. Von den einst bewohnten Gebäuden sind größtenteils nur noch die Mauern übrig. Heute gibt es weder in Moggessa di Là noch in Moggessa di Quà dauerhafte Bewohner. Die wenigen, die den mühsamen Weg in die Dörfer auf sich nehmen, nutzen ihre Häuser nur noch als Ferienhaus oder Wochenendsitz. Die Eigentümer suchen hauptsächlich im Sommer ihre Häuser auf und schätzen in der Abgeschiedenheit Erholung und einen Ausgleich zum stressigen Alltag.
Der Ort lockt mit seinen zahlreichen Ruinen, die mit teils märchenhaften Blumen und Rosen umgeben sind und seiner geisterhaften Atmosphäre in den letzten Jahren vermehrt Touristen an. Der Ort im Dornröschenschlaf zieht seine Besucher schnell in seinen Bann.
Häuser
Moggessa di Quà besteht aus 38 Gebäuden. Wie im Nachbardorf kommt es auch hier häufig vor, dass ein Haus in mehrere funktionale Einheiten untergliedert ist. Einige Häuser bestehen aus mehreren Wohneinheiten. Andere wiederum aus einer Wohneinheit mit angrenzendem Stall oder einer Scheune. Im Ort befinden sich insgesamt drei größere Gebäudekomplexe, die verschiedene Funktionseinheiten vereinen. Zudem gibt es drei Ruinen, die sich westliches des Dorfes befinden.
Von den 47 Gebäudeeinheiten sind 13 genutzt. Von den ungenutzten
Gebäuden stehen die meisten seit mehreren Jahren leer oder es sind nur noch Ruinen vorhanden. Viele davon waren einmal Ställe für die ehemals zahlreich vorhandenen Kühe, Ziegen oder Schweine. Die genutzten Gebäude befinden sich grundsätzlich in einem guten Zustand. Acht davon werden bewohnt und vier als Lager verwendet. Neun Gebäude weisen alte oder frische Renovierungsspuren auf. Ältere Renovierungen dienten vor allem dem Erhalt der Bausubstanz. Lange Jahre des Leerstands zeichneten sich vor allem durch undichte oder eingestürzte Dächer ab, da die Witterung dem Holz stark zugesetzt hatte. Nach dem Erdbeben war es deshalb zunächst wichtig die Bausubstanz zu stabilisieren und vor einem weiterem Verfall zu schützen.
Das größte Problem für die Entwicklung von Moggessa di Quà als Siedlungsraum ist, dass es nur zu Fuß erreichbar ist. Eine Wiederbelebung der noch ungenutzten Häuser erfordert in vielen Fällen Renovierungsmaßnahmen, was aufgrund der Abgeschiedenheit des Dorfes enorme Herausforderungen birgt. Der Transport von Material oder Maschinen für Bau- und Renovierungsarbeiten ist nur sehr eingeschränkt möglich.
Bewohner
In Moggessa di Quà kann ebenso wenig wie in Moggessa di Là von einer festen Einwohnerzahl gesprochen werden. Alle Bewohner halten sich seit dem Tod von Simeone Franz im Jahr 1986 nur noch zeitweise im Dorf auf. Während unserer Forschungen konnten wir mit sechs Personen sprechen, die sich zeitweise in Moggessa di Quà befinden. Dabei handelte es sich entweder um die Eigentümer eines Hauses oder deren Familienangehörige bzw. Partner. Es soll außerdem noch sieben weitere Einwohner geben. Im Sommer halten sich, abgesehen von den Touristen, teilweise bis zu 13 Einwohner gleichzeitig im Dorf auf. Einige davon sind allerdings nur sehr sporadisch anwesend, etwa wenn sie Familienangehörige besuchen.
Unter den Einwohnern ist ein deutlicher Männerüberschuss festzustellen. Zehn Männer zwischen 40 und 80 Jahren stehen drei Frauen gegenüber, von denen die jüngste ca. 35 Jahre und die älteren beiden ca. 60 und 75 Jahre alt sind. Der Altersdurchschnitt aller Einwohner insgesamt liegt bei 55. Im Vergleich zum Nachbardorf Moggessa di Là, fehlen vor allem jüngere Personen unter 30 Jahren, welche den Altersdurchschnitt im Dorf senken würden. Im Dorf leben drei Personen, die sich bereits in Rente befinden und vier Personen, welche in einem Angestelltenverhältnis arbeiten. Zwei der Rentner arbeiteten früher in der Papierfabrik in Moggio, was für viele Männer in der Region üblich war. Drei der Angestellten haben ihren Arbeitsplatz in der Nähe von Gorezia (Görz), wo sie in einer Wein- bzw. Metallfabrik arbeiten.
Die Hauptnutzung der Häuser erfolgt in den Sommermonaten am Wochenende. In den Wintermonaten sinkt die Zahl der Anwesenden aufgrund der erschwerten Erreichbarkeit deutlich. Nur drei der angetroffenen Personen gaben an, dass Sie auch im Winter regelmäßig ins Dorf kommen. Die meisten Einwohner nutzen ihre Häuser als Zweitwohnsitz bzw. Wochenendhaus. Die Leidenschaft für den Ort sowie das gemeinsame Interesse am Erhalt des Dorfes und seiner Häuser ist auch unter den Bewohner Moggessa di Quàs erkennbar. Bei den Aufenthalten wird daher viel Zeit damit verbracht, die Gebäude in Stand zu halten sowie die Wiesen und Gärten zu pflegen.
Wie im Nachbardorf, gibt es auch in Moggessa di Quà sowohl Rückkehrer als auch neue Zuzügler. Da fast alle ehemaligen Einwohner das Dorf nach dem Erdbeben verlassen hatten, standen die meisten Gebäude jahrelang leer. Der erste Zuzug eines neuen Bewohners erfolgte Mitte der 70er Jahre. 1999 haben sich drei Freunde aus der Nähe von Gorezia (Görz) ein Haus mit angrenzendem Stall gekauft. Alle drei sind gleichwertige Eigentümer des Gebäudes, das sie als Wochenend- bzw. Ferienhaus nutzen und pflegen.
In Moggessa di Quà gibt es im Gegensatz zu Moggessa di Là keine Dorfgemeinschaft. Dies mag zum einen an der geringeren Einwohnerzahl, aber auch an der Gesinnung der Eigentümer liegen. Die meisten Bewohner kümmern sich nur im ihren eigenen Besitz und haben kein Interesse an den Angelegenheiten der anderen. Fulvio kann hingegen als eine Schlüsselperson im Dorf betrachtet werden. Zusammen mit drei weiteren Bewohnern pflegt er die Wiesen und Wege in und um Moggessa di Qua. Zusätzlich besitzt er große Teile des umliegenden Waldes und hat ein gutes Verhältnis zu den Einwohnern von Moggessa di Là.
Ein Aufschwung wie im Nachbardorf ist in Moggessa di Quà nicht zu erkennen. Zwar wird das Dorf bei von vielen Bergsport-Begeisterten besucht, den längeren Aufenthalt verbringen sie jedoch in Moggessa di Là. Es fehlt ein Treffpunkt im Dorf, an dem sich die Menschen einfinden und austauschen können. Während in Moggessa di Là das Potenzial besteht, zukünftig touristische Einrichtungen wie z.B. Gastronomie oder die Vermietung von Ferienwohnungen zu etablieren, fehlt es in Moggessa di Quà an einer geeigneten Infrastruktur und der Motivation der Bewohner. Ein Haus wurde kürzlich von einem Spekulanten erworben, wie uns von einem Nachbarn berichtet wurde. Laut dessen Aussagen sei das Haus bis auf das marode Dach in gutem Zustand und könnte mit geringem Aufwand renoviert und wiedergenutzt werden.
Geschichte

Landwirtschaft & Freiflächen
Genau wie im Nachbardorf Moggessa di Là lebten die Bewohner von Moggessa di Quà bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhundert völlig autark. Um das Dorf herum gab es viel Land, das für Viehhaltung und Anbau genutzt wurde. Heute ist ein Großteil dieser Flächen wieder von Wald bedeckt. Südwestlich an Moggessa di Quà angrenzend befindet sich eine etwa 7000 qm große 15 Wiese, die noch regelmäßig gemäht wird, um der Verbuschung entgegenzuwirken. Auf einem Teil dieser Fläche (ca. 3000 qm) werden Esel gehalten. Östlich des Dorfes werden zwei kleinere Freiflächen, mit jeweils etwa 1000 qm noch für den Anbau verwendet. Die Besitzverhältnisse dieser Flächen sind aufgrund der starken Parzellierung durch die Realteilung allerdings sehr unübersichtlich.
Auch in Moggessa di Quà werden für die Region typische Gemüse- und Obstarten angebaut. Abhängig von der Jahreszeit handelt es sich dabei hauptsächlich um Tomaten, Zucchini, Bohnen und Salat sowie Äpfel, Birnen und Feigen. An vielen Häusern findet man außerdem Weinreben. Hinzu kommen noch Kartoffeln, Mais und Sonnenblumen.
Ähnlich wie bei Moggessa di Là gab es auch in Moggessa di Quà nach dem Erdbeben im Jahr 1976 praktisch keine Viehhaltung mehr. Heute bilden die ehemaligen Ställe den größten Teil der Ruinen im Dorf. Lediglich der letzte dauerhafte Bewohner des Dorfes, Simeone Franz, hatte bis ins Jahr 1986 noch eine Ziege gehalten.
Einer der zeitweiligen Einwohner von Moggessa di Quà schmückt das ganze Dorf mit Kunstwerken. Diese bestehen meist aus Steinformationen mit aufgemalten abstrakten Gesichtern, manchmal aber auch aus auch Holzfiguren, die an Tiere erinnern. Diese sogenannten guardians wie der Künstler Fulvio sie nennt, enthalten oftmals die Inschrift „tu non lo sai ma loro ti vedono“, was bedeutet „sie sehen dich, auch wenn du es nicht weißt“.
Infrastruktur
Obwohl beide Mogessas an das Stromnetz angeschlossen sind, besitzen nicht alle Haushalte einen Stromanschluss. In Moggessa di Quà gibt es lediglich neun Häuser mit einem solchen Anschluss. Lediglich vier Häuser sind an die Wasserversorgung angeschlossen. Auf einem kleinen Platz im Zentrum des Dorfes befindet sich ein Brunnen, der für einige Bewohner auch heute noch den einzigen Zugang zu fließendem Wasser ermöglicht. Eine Internetverbindung besteht nicht. Der Ortsteil verfügt außerdem über keinerlei Einkehrmöglichkeiten.
Während Moggessa di Là über eine unbefestigte Straße mit geländetauglichen Fahrzeugen zugänglich ist, kann das Nachbardorf Moggessa di Quà nur zu Fuß zu erreicht werden. Von Moggio Udinese dauert der Fußweg etwa 1.5 Stunden. Der Aufstieg von Campiolo beträgt etwa 2 Stunden und ist deutlich beschwerlicher. Moggessa di Là und di Quà sind etwa 30 Minuten über einen Fußweg durch eine Schlucht voneinander entfernt.