Multilokalität

Bedeutung

Multilokalität oder einfacher formuliert „das Leben an mehreren Orten“ hat in den letzten Jahren eine zunehmende Bedeutung erlangt. So haben viele Menschen mehrere Aufenthaltsorte und somit häufig auch mehr als einen Wohnsitz. Multilokalität ist bereits dann gegeben, wenn eine Person zu einer außerörtlichen Arbeitsstelle pendelt (Kley 2008: 5). Teilweise geschieht dies aus einer praktischen Abwägung heraus, häufig aus der Notwendigkeit einer Arbeit nachzugehen, die am Heimatort nicht verfügbar ist. Immer häufiger jedoch suchen Menschen aus meist städtischen Regionen einen zweiten Standort in einer landschaftlich reizvollen Region. Der bessere Ausbau der Infrastruktur macht die Überwindung immer größerer Distanzen möglich. Viele periphere Gebiete sind dadurch leichter und schneller zugänglich. Dies eröffnet sowohl den Menschen im ländlichen Raum einen einfacheren Zugang zu den Möglichkeiten der großen Städte als auch den dortigen Bewohnern die Nutzung des anderen Raumes als Freizeit- und Erholungsgebiet. Dies ist sowohl mit als auch ohne weiteren Wohnsitz im jeweils anderen Gebiet möglich. Aus praktischen Gründen wird jedoch meist ein Zweitwohnsitz angestrebt. Sobald eine Person im Zielgebiet regelmäßig übernachtet, wird dies residenzielle Multilokalität genannt. Das multilokale Wohnen beinhaltet die Organisation der alltäglichen Lebensführung an und zwischen mehreren Wohnorten und Behausungen (Hilti 2009: 17).

Situation im Val Aupa

In den von uns untersuchten Dörfern im Val Aupa leben insgesamt 321 Personen. Hiervon sind 212 residenziell multilokal und 10 multilokal, 83 sind dauerhaft anwesend und von 16 sind keine genauen Daten verfügbar. 24 weitere Personen sind trotz Wohneigentum nie vor Ort. So stellt die Gruppe der residenziell multilokalen Bevölkerung den weit größten Anteil. Prozentual entspricht diese Bewohnerkategorie 66%, während die dauerhaften Bewohner lediglich 26% ausmachen. Ein bildlicher Überblick zur Anwesenheit der Bewohner im gesamten Val Aupa ist in dem Tortendiagramm rechts (Abbildung 1) ersichtlich.

Es ist beachtlich, dass nur etwa jede vierte Person im Val Aupa dauerhaft vor Ort ist. Dabei ist die Anwesenheit der Bewohner stark von der Lage der Dörfer abhängig. Je entlegener die Orte sind, desto stärker sind saisonale Schwankungen. Die große Gruppe der zeitweise Anwesenden hat häufig ihren Erstwohnsitz in strukturell besser ausgestatteten Regionen.

In der zweiten Grafik (Abbildung 2) werden die Hintergründe der nicht im Val Aupa befindlichen Zweitwohnsitze näher beleuchtet. Von den 212 residenziell multilokalen Personen sind bei 172 die genauen Wohnsitze außerhalb des Val Aupas bekannt. Bei diesen lässt sich wiederum unterscheiden, welchen Bezug die jeweiligen Bewohner zum Val Aupa haben. Während hiervon 44 Personen im Tal aufgewachsen sind und 34 Wurzeln in der Region haben, sind dennoch 59 Zweitwohnsitzer vor Ort, die keinen direkten Bezug zum Aupatal haben. Die große Anzahl an neuen Zweitwohnsitzbesitzern von Außerhalb zeigt die neuere Entwicklung der „Flucht aufs Land“ und dem großen Wunsch vieler Menschen nach Ruhe und einer schönen Umgebung.

Abbildung 1: Anwesenheit der Bewohner des gesamten Val Aupa (eigene Erhebung 2021)
Abbildung 2: Hintergründe der Zweitwohnsitze außerhalb des Val Aupas (eigene Erhebung 2021)

Situation in den einzelnen Dörfern​

Abbildung 3: unterschiedliche Anwesenheitsformen im Val Aupa (eigene Darstellung, Open Street Map 2021)

Anhand der räumlichen Darstellung in Abbildung 3 lassen sich einige interessante Muster erkennen. So gibt es in allen höhergelegenen und entlegeneren Dörfern keine dauerhaften Nutzer. In Stavoli, den Moggessas sowie den Monticello-Dörfern Morolz, Borgo di Mezzo und Badiuz wohnen ausschließlich Zweitwohnsitzer. Bei den im hinteren Tal gelegenen Dörfern Belcis, Galizis und Saps existieren zwar einige dauerhafte Bewohner, jedoch sind diese deutlich in der Minderheit. Der besser erreichbare Ort Grauzaria weist bereits mehr dauerhafte Bewohner auf, ist aber noch im Übergangsbereich. Je näher die Ortschaften nun an Moggio Udinese liegen, desto stärker ist der Anteil der ganzjährig Anwesenden. Pradis di Sopra verzeichnet hier den höchsten Anteil, gefolgt von Pradis di Sotto und Chiaranda.

Dieses Nutzungsverhalten lässt den Schluss zu, dass die Erreichbarkeit der Orte eine besondere Rolle für dauerhafte Bewohner spielt. Die reine zeitweise Nutzung der höhergelegenen Bergdörfer liegt hauptsächlich an der schlechten Erreichbarkeit im Winter sowie einer mangelnden Attraktivität des Tals zu dieser Jahreszeit. Die in großen Teilen der Alpen für Touristen magnetisch wirkenden Wintersportmöglichkeiten sind im Val Aupa wenig bis gar nicht gegeben. Zu früheren Zeiten lebten die Menschen durchaus das ganze Jahr in diesen Dörfern. Nach Berichten einiger älterer Bewohner war diese Zeit jedoch äußerst entbehrungsreich. In der heutigen Zeit würde in Norditalien kaum jemand so etwas auf sich nehmen. Daher werden aktuell die höher gelegenen Dörfer überwiegend in den Monaten Mai bis September genutzt. Die meistgenutzten Zeiträume sind hierbei die Sommermonate, allen voran die Monate Juli und August. Viele Stadtbewohner entfliehen während dieser Zeit der Hitze der Städte und finden in den ursprünglichen Bergdörfern angenehmere Temperaturen, Ruhe und Entspannung.

Wir haben zudem die Aufenthaltsmuster der multilokalen und residenziell multilokalen Bewohner der Dörfer aus den verfügbaren Daten der Gesamterhebung näher betrachtet. Bei den abgelegeneren Dörfern ohne dauerhafte Bewohner wie Stavoli, Moggessa di Là, Moggessa di Quà sowie Morolz, Borgo di Mezzo und Badiuz kommen viele der residenziell multilokalen Bewohner sogar wöchentlich zu ihrem dortigen Wohnsitz. Zusätzlich gibt es jedoch vor allem in Stavoli viele Gebäude, deren Eigentümer gar nicht mehr kommen. Neben den vielen ganzjährigen Bewohnern der gut angebundenen Orte Pradis di Sotto, Pradis di Sopra und Chiaranda kommen die dortigen Zweitwohnsitzer jedoch nur ein bis zweimal im Jahr. Allerdings ist das Aufenthaltsmuster bei einem knappen Drittel der Bewohner von Chiaranda unbekannt. Auch das ebenfalls gut zugängliche Grauzaria hat einen verhältnismäßig großen Anteil an zeitweisen Bewohnern, die nur ein- bis zweimal im Jahr vorbeikommen. Da bei den Dörfern Saps, Belcis und Galizis die Aufenthaltsmuster dieser Bewohnergruppe unbekannt sind, kann diesbezüglich keine valide Aussage getroffen werden.
Eine interessante Beobachtung ist hierbei, dass residenziell multilokale Bewohner aus den abgelegenen und schwer zugänglichen Dörfern sehr viel öfter, nämlich wöchentlich, in ihre Dörfer kommen als die zeitweisen Bewohner der besser angebundenen Dörfer. So liegt die Vermutung nahe, dass viele Menschen der abgeschiedenen Dörfer eine sehr viel stärkere emotionale Bindung an ihren Ort haben und diesen eher aus einem Zwang heraus verlassen mussten als die Bewohner der besser angebundenen Orte. Da insbesondere Stavoli und die Moggessas nur zu Fuß erreichbar sind, macht dies eine dauerhafte Nutzung im Grunde unmöglich. Sogar die zeitweise Nutzung gestaltet sich schwierig und aufwendig. Trotz dessen fühlen sich viele ihren Dörfern noch verbunden und sehen sich auch für deren Erhalt verantwortlich. Sowohl anhand von Gesprächen als auch bei Betrachtung der Datenlage lässt sich daraus schließen, dass Hausbesitzer, die nur ein- bis zweimal im Jahr anwesend sind nicht dieselbe Verbundenheit und Verantwortung für die Häuser und Dörfer empfinden können. Es scheint eher als würden sie an dem Besitz ihrer Häuser und Grundstücken mehr aus Gewohnheit oder einer familiären Pflicht festhalten. Da das Haus seit Jahrzehnten in Familienbesitz ist, wollen es viele einfach nicht verkaufen, haben jedoch auch kein Interesse daran, es selbst zu nutzen. So verwahrlosen zunehmend Haus und Grundstück, was auf Dauer ein Problem für das Dorf und alle anderen Bewohner darstellt. Teilweise stellen auch komplizierte Erbsituationen und daraus resultierende Uneinigkeiten Ursachen für das Beibehalten des Status Quo dar. Ein weiterer Grund ist jedoch auch die Schwierigkeit, Käufer zu finden und einen guten Verkaufspreis zu erzielen.

Herkunfts- und Zielorte der (residenziell) Multilokalen

In der folgenden Karte sind alle Orte mit dem Zweit- beziehungsweise Erstwohnsitz der residenziell multilokalen Bevölkerung des Val Aupas abgebildet. Am häufigsten wohnen die Menschen in Moggio Udinese, Gemona, Udine und Triest. Da diese die größten Städte in der näheren Umgebung sind, ist das eine logische Konsequenz. Die beiden nächstgrößeren Städte wie Moggio Udinese und Gemona machen hierbei mit jeweils 35 Personen die größte Anzahl dieser Bevölkerungsgruppe aus. Beinahe alle rein multilokalen Bewohner des Val Aupas haben in Moggio Udinese ihren (einzigen) Wohnsitz. Die Entfernung ist sehr gering und so sieht diese Gruppe häufig nur nach dem Rechten und kümmert sich um die dortigen meist aus Familienbesitz stammenden Häuser und Gärten. Aus vielen kleineren Städten in einem Umkreis von etwa 50 bis 80 Kilometern hauptsächlich südlich des Val Aupas kommen viele weitere Zweitwohnsitzer. Im restlichen Italien sind ebenso vereinzelte Personen zu finden. Außerhalb Italiens gibt es zudem noch ein paar residenziell Multilokale in Deutschland, Frankreich, Österreich, der Schweiz sowie sogar eine Person in Mexiko und eine in Indien.

Vergleicht man die Zielgebiete der Menschen, die aus dem Val Aupa kommend einen zweiten Wohnsitz in einer anderen Region wählen mit den Herkunftsregionen der von außen ins Val Aupa Ziehenden, so lassen sich hier keine großen Unterschiede festmachen. Hier sind sowohl nahe als auch ferne Orte bei beiden Gruppen vertreten. Der Bezugspunkt oder besser der Erstkontakt zum Val Aupa ist bei den Menschen ohne Wurzeln in der Region ein interessanter Faktor. In den meisten Fällen haben diese Menschen über Bekannte von der Region erfahren, teilweise auch durch das Bereisen der Region. Daraufhin kommt es zum Teil auch zu kleineren Dominoeffekten. So erzählen die Menschen in ihrem Umfeld von ihrem Aufenthalt an ihrem Zweitwohnsitz und machen die Gegen dadurch weiter bekannt. Teilweise handelt es sich auch um größere Familienverbände, die den Zweitwohnsitz gemeinschaftlich oder zu unterschiedlichen Zeiträumen nutzen.

Lage der Zweitwohnsitze

Spezifische Push- und Pull-Faktoren des Val Aupas

Die Gründe für einen zweiten Wohn- oder Aufenthaltsort können sehr unterschiedlich sein. Sie reichen von allgemeingültigen und vor allem regionalspezifischen bis zu individuellen und sehr persönlichen Beweggründen. Insgesamt unterscheiden wir zwischen Push-Faktoren, die Menschen dazu treiben oder sogar zwingen, ihren Wohnort zu verlassen oder sich einen zweiten Wohnsitz oder Aufenthaltsort zuzulegen, und sogenannten Pull-Faktoren, die anziehend wirken und die Menschen dazu treiben, an einem speziellen Ort zu siedeln. So sind als größte Push-Faktoren aus Sicht einer im Val Aupa heimischen Person fehlende Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten zu nennen. Dieser wesentliche, zur Lebensgrundlage gehörende Aspekt ist für die meisten vollständigen und teilweisen Abwanderungen der entscheidendste. Weiterhin sind fehlende Einrichtungen des täglichen Bedarfs wie Supermärkte, Ärzte oder gar ein Krankenhaus wichtige Gründe. Durch den starken Wegzug in den letzten Jahrzehnten hat zudem die Dorfgemeinschaft zunehmend gelitten, was vorhandene Strukturen weiter geschwächt hat. Dies führte zu einer Ausdünnung der ohnehin begrenzt vorhandenen sozialen Kontakte mit der Folge von Einsamkeit und einer höheren Arbeitsbelastung der Verbliebenen. Die mit dem Landleben verbundenen größeren Anstrengungen sind außerdem für viele der jüngeren Menschen wenig attraktiv. So bietet die Stadt mit einer Vielzahl an Arbeits-, Ausbildungs-, Freizeit- und Begegnungsmöglichkeiten insbesondere für diese Generation eine starke Anziehung.

Auch wenn es schon vor dem Erdbeben 1976 Abwanderungen aus dem Val Aupa gab, kam es nach dem Erdbeben zu einer größeren Abwanderungswelle. Dadurch, dass viele Gebäude durch das Erdbeben stark beschädigt oder sogar komplett zerstört wurden, verloren die Betroffenen ihre Lebensgrundlage. Vor allem die heute spärlich bewohnten Bergdörfer Stavoli, Moggessa di Là, Moggessa di Quà sowie die drei Monticello-Dörfer Morolz, Borgo di Mezzo und Badiuz wurden von dem Erdbeben schwer getroffen. Für viele Bewohner war das Erdbeben und die damit einhergehende Zerstörung ihrer Wohnhäuser der finale Anstoß, ihre Dörfer zu verlassen und sich einen neuen Hauptwohnsitz in einer größeren Stadt zuzulegen.

Für die Einheimischen im Val Aupa ist eine starke Heimatverbundenheit der wichtigste Grund für die Beibehaltung ihres oft in langjährigem Familienbesitz befindlichen Eigentums. Viele fühlen sich in großem Maße für eine Weiterführung dieser Traditionen verantwortlich. Einige arbeiten mit sehr viel Engagement und persönlichen Investitionen an ihren Häusern, Gärten oder auch allgemein genutzten Flächen und Wegen. Zudem schätzen die alteingesessenen Bewohner die sozialen Kontakte und teils über Jahrzehnte bestehenden Freundschaften zu Nachbarn im Dorf. Im Gegensatz zur Stadt, wo vor allem in größeren Städten vermehrt Anonymität herrscht, kennen sich die Einwohner kleiner Dörfer meist sehr gut. So sind insbesondere alteingesessene Bewohner in die Dorfgemeinschaft auf eine Art eingebunden, die sie in der Stadt so nicht vorfinden würden. 

Als ebenfalls sehr relevanter Pull-Faktor wurde von vielen Bewohnern des Val Aupas die gute Land- und Bergluft sowie die Ruhe in den Dörfern genannt. Das stille und gemächliche Leben in der Natur ist für viele ein besonderes Zeichen von Lebensqualität. Für einen Großteil der zeitweise Anwesenden sind die Tage und Wochen, die sie in den Dörfern verbringen eine Flucht vor dem stressigen Stadtalltag und eine Möglichkeit, ihr Leben zu entschleunigen und sich zu erholen. Sie genießen außerdem die Abwesenheit großer Menschenansammlungen und den damit verbundenen Stress und die Hektik. Auch einige Künstler und Aussteiger im mittleren Alter entdecken die kleinen Dörfer im Val Aupa mittlerweile für sich. Ihnen gibt das dortige Leben die Chance zur kreativen Entfaltung. Sie sind in dieser Region weniger eingeschränkt als sie es in der Stadt wären, und können sich so frei ausprobieren. Ein weiterer, wichtiger Punkt sind die geringen Lebenshaltungskosten in den Dörfern. Die Kosten einer Wohnung oder eines Hauses sind in den Dörfern sehr viel geringer als in den größeren Städten in der Umgebung.

Auswirkungen der multilokalen Lebensform

Der relativ große Bestand an Zweitwohnungen in einigen Dörfern bringt es mit sich, dass zu bestimmten Zeiten die Dorfgemeinschaft fast zum Erliegen kommt. Wenn im Winter kaum jemand vor Ort ist, haben es die wenigen Anwesenden doppelt schwer. Es fehlt an Austausch, gegenseitiger Unterstützung und einem generellen Gefühl der Präsenz. Dies betrifft in erster Linie Orte wie Grauzaria, Saps, Belcis und Galizis, die noch über einen Grundbestand an dauerhaften Einwohnern verfügen, jedoch deutlich mehr Zweitwohnsitze aufweisen. So haben einige Menschen berichtet, dass es insbesondere für die Älteren immer schwieriger wird. Sie sind oft nicht mehr mobil, können sich untereinander nicht mehr besuchen und sind auf die Hilfe anderer angewiesen.

Ein besonderer Fall sind hier die Bergdörfer Moggessa di Là, Moggessa di Quà und Stavoli sowie die drei Dörfer des Monticello, in denen mittlerweile gar keine dauerhaften Bewohner mehr leben. Da viele Bewohner nur am Wochenende anwesend sind, ist es schwer ein intaktes Dorfleben aufrechtzuhalten. Allerdings sind einige der dortigen Zweitwohnsitzer oder gar Rückkehrer in besonderem Maße engagiert. Dabei handelt es sich um diejenigen Bewohner, welche in den Dörfern aufgewachsen sind bzw. Wurzeln im Ort haben.

Während unseres Feldaufenthaltes konnten wir im Bereich des Engagements und des Einbringens in die Dorfgemeinschaft einige deutliche Unterschiede bei dauerhaften und multilokalen Bewohnern feststellen. So waren in der Regel dauerhafte und einheimische Personen wesentlich stärker für das Gemeinwohl aktiv als zugezogene Zweitwohnsitzer. Ein beinahe ebenso großes Einbringen war zum Teil noch von residenziell multilokalen mit Wurzeln in der Region zu finden, vor allem in den zuvor erwähnten Bergdörfern, die gerne auch als Geisterdörfer bezeichnet werden. Sofern es zeitlich möglich war, brachten sich viele von diesen ebenso ein. Aus Zeitgründen lag der Schwerpunkt häufig jedoch stärker der Instandhaltung des eigenen Hauses und Gartens.

Die Motivation der wenigen dauerhaft Zugezogenen liegt ähnlich hoch wie die der dauerhaften Einheimischen. Da sie den Auswirkungen vor Ort deutlich mehr ausgesetzt sind als die Kurzzeitbewohner, haben sie ein deutlich höheres Interesse am allgemeinen Zustand ihres Dorfes. Jene können jederzeit wieder fahren und die Annehmlichkeiten im anderen Ort nutzen. Diese Möglichkeit haben feste Bewohner jedoch nicht. So lässt sich im Bereich der residenziell multilokalen Bewohner eine deutlich stärkere Fokussierung auf die eigenen Vorteile feststellen. Insbesondere externe Multilokale legen sehr viel Wert auf ein persönliches Refugium, in das sie sich an den Wochenenden und im Sommer zurückziehen können. Sie investieren hauptsächlich in das Eigene. Dies hat indirekt zumindest einen Mehrwert für die Dorfgemeinschaft, in dem das Erscheinungsbild dieser Häuser den Ort aufwertet. Immerhin ist dies besser als die Hinterlassenschaften vieler Abgewanderter, die zwar den Besitz nicht aufgeben wollen, sich jedoch wenig bis gar nicht darum kümmern. In solchen Fällen sind die Häuser oft in einem schlechten Zustand und hinterlassen im Dorfbild einen schäbigen Eindruck.