Stavoli

Das im Süd-Westen des Val Aupa gelegene Dorf Stavoli gehört zur Gemeinde Moggio Udinese. Es ist nur zu Fuß erreichbar  und liegt auf einem überwiegend flachen Bergrücken auf rund 567 Metern über dem Meeresspiegel. Das Gelände ist dabei flach abfallend und ermöglicht dadurch die Häuser- und Feldbebauung. Außerhalb der Nutzfläche des Dorfes beginnt das Gelände dann allerdings schnell stark abzufallen. An die Siedlungs- und Wiesenflächen schließt verbuschtes Gebiet an, welches schließlich von bewaldeten Flächen abgelöst wird.

 

Häuser

Stavoli besteht insgesamt aus 52 Häusern. Da manche Gebäude jedoch mehrere Einheiten mit teils unterschiedlicher Nutzung und verschienen Eigentümern aufweisen, gibt es insgesamt 60 Gebäudeeinheiten. Heirvon haben 40 Einheiten eine Wohnfunktion und 13 sind Lagerräume. Neben drei kompletten Ruinen gibt es zudem eine Kirche, einen Kiosk sowie eine Scheune/Stall. 22 der 40 Wohngebäudeeinheiten werden aktuell noch genutzt.

Das Dorf ist sehr kompakt und wirkt durch seine engen Gassen wie eine typische italienische Stadt. Die Häuser sind alle aus Stein gebaut, woraus auch der Name „Stavoli“ entstand. Im Ortskern besitzen die Gebäude meist drei Geschosse und sind rechteckig. In den Ausläufern des Dorfes in Richtung Nordwesten ändert sich dies und die kompakte Bauweise löst sich auf. Die Gebäude liegen verstreuter und sind meist nur noch zweistöckig. Vorherrschende Dachformen sind flache Satteldächer, die meist mit Ziegeln bedeckt sind.

Bewohner

Während Stavoli zu früheren Zeiten noch 40 Einwohner mit festem Wohnsitz hatte, so lebt dort heute keiner mehr dauerhaft. 22 Häuser werden von den Eigentümern bzw. deren Familien regelmäßig als Wohnhäuser genutzt. Ein eindeutiges zeitliches Muster der Nutzung im Jahresverlauf ist dabei nicht zu erkennen. Die Hauptnutzung erfolgt an den Wochenenden, bevorzugt in den Sommermonaten, aber auch in den Wintermonaten werden einige Häuser zeitweise bewohnt. Zudem gibt es auch Personen, die nur 1-2 mal im Jahr nach dem Rechten sehen oder sogar nie anwesend sind.

Das Dorffest im Sommer stellt den Höhepunkt der Dorfnutzung dar. An diesem Tag kommt der Großteil aller Hauseigentümer mit Freunden nach Stavoli, sodass sich an diesem Wochenende bis zu 400 Personen im Dorf aufhalten.

Knapp 50 Prozent der Nutzer von Häusern des Dorfes sind im Rentenalter, den nächstgrößeren Teil stellen Menschen im erwerbsfähigen Alter. Den kleinsten Anteil haben Kinder, von denen es lediglich zwei gibt. Insgesamt ist ein leichter Überschuss an Männern festzustellen. In früheren Zeiten lebten hauptsächlich Frauen und Kinder dauerhaft vor Ort, während die Männer meist an anderen Orten arbeiteten und nur zeitweise in Stavoli anwesend waren. Dies hat sich nun grundlegend geändert.

Den Aufenthalten der Nutzer in Stavoli liegen zweierlei Absichten zugrunde. Eine davon ist die Nutzung der Immobilien zur Naherholung in der Natur. In allen Fällen wird diese mit dem zweiten Grund, der Instandhaltung des Eigentums, verbunden. Maßgeblich für die Wiederbelebung des Ortes war der Aufenthalt dreier Cousins aus Gemona zum Angeln in der näheren Umgebung um 1975. Nach weiteren Angelurlauben entschieden sie sich Immobilien in Stavoli zu erwerben und als Wochenendhäuser zu renovieren. Nahezu alle Personen die regelmäßig nach Stavoli kommen um ihre Häuser als Wochenend- oder Ferienhäuser zu nutzen, sind Mitglied im Dorfverein Amici di Stavoli. Die wesentlichen Aufgaben des Dorfvereins sind die Organisation der Pflege und Aufrechterhaltung der Wege (Mähen, Ausbesserungsarbeiten), die Planung und Durchführung des jährlichen Dorffestes sowie das gemeinsame Weiterentwickeln des Ortes, um ihn auch in Zukunft zu erhalten.

Die Häuser Stavolis werden ausnahmslos als Zweitwohnsitze bzw. Wochenend- und Ferienhäuser genutzt. Eine dauerhafte Bewohnung erfolgt seit fast 50 Jahren nicht mehr. Die Nutzer suchen in der Abgeschiedenheit Erholung und einen Alltagsausgleich zu ihrem Leben in ihren Erstwohnsitzen. Es ist festzustellen, dass sich das Einzugsgebiet von Nutzer, was früher Moggio Udinese war in Richtung Gemona verschoben hat. Dort leben mit einem Anteil von zwei Drittel der Großteil der zeitweisen Dorfbewohner. Ansonsten leben noch Personen in Moggio Udinese, Udine, Pordenone und Tolmezzo. Nur noch wenige der zeitweisen Bewohner haben eine direkte Verbindung zu Stavoli, wie etwa das Besuchen der letzten Schulklasse, Aufwachsen bei der Großmutter oder Verbringen der Ferien bei den Großeltern im Dorf, als diese noch dauerhaft dort lebten. Insgesamt sind es noch neun Personen, die in erster oder zweiter Generation im Ort verwurzelt sind.

Geschichte

Landwirtschaft & Freiflächen

Im Dorfgebiet befinden sich einige Freiflächen, insbesondere am Ortseingang bei der Kirche. Dort fallen die Flächen deutlich weitläufiger als im Ortskern aus. Während diese Flächen nur zwei- bis dreimal jährlich gemäht werden, geschieht dies im Ort alle 2-3 Wochen. Hierdurch wird das “Zurückerobern der Natur” gestoppt. Die Eigentumssituation ist wegen der Vielzahl an kleinen Parzellen aufgrund der Realteilung undurchsichtig, jedoch übernehmen Hausbesitzer, die regelmäßig vor Ort sind auch das Mähen von Flächen, die nicht in ihrem Besitz sind.

Von der früher in Stavoli betriebenen (Milchvieh-)Landwirtschaft zeugen nur noch im Dorf aufgehängte Infotafeln. Seit dem Ende der 1970er Jahre werden in Stavoli keine Kühe mehr gehalten. Zu diesem Zeitpunkt nutzten die Dorfbewohner einen nun zur Werkstatt umfunktionierten Gemeinschaftsstall zum Melken der ca. zwei bis vier Milchkühe pro Haushalt. Die ehemaligen Anbauflächen für Gemüse haben sich über die Zeit deutlich verkleinert. Diese Flächen werden nun auf zwei unterschiedliche Arten genutzt. Ein Teil dient lediglich als Rasenfläche/Garten. Auf dem anderen Teil erfolgt der Anbau von Obst und Gemüse in kleinem Stil zur Selbstversorgung. Die weitläufigeren Areale der damaligen Viehwirtschaft bleiben heute ungenutzt. Häufig angebaute Nutzpflanzen sind Kartoffeln, Zwiebeln, Erbsen und Weintrauben. Vereinzelt werden auch Wald-Erdbeeren angebaut.

Infrastruktur

Stavoli liegt 7,1 km von Moggio Udinese entfernt, wobei 521 Höhenmeter zurückzulegen sind. Da keine befahrbare Straße in das Dorf führt, ist eine Anreise somit nur zu Fuß oder auf Teilstrecken auch mit dem Mountainbike möglich. Für Güter und Materialien, die nicht getragen werden können, bleibt nur ein kostspieliger Transport mit Hilfe eines Hubschraubers. Personen nutzen nur selten diese Anreisemöglichkeit, meist lediglich im Rahmen des jährlichen Dorffestes im Juni.

Von 1968 bis 2018 gab es eine Materialseilbahn, die elementar für die Versorgung des Dorfes war. Durch einen Unfall musste diese 2018 eingestellt werden. Ein Neubau ist zu kostspielig. Die Wasserversorgung ist jedoch gesichert. Es gibt einen Brunnen im Ortskern sowie ein dreistufiges Brunnensystem am nordwestlichen Dorfausgang. Darüber hinaus ist ein Großteil der regelmäßig bewohnten Häuser mit fließend Wasser ausgestattet, das aus umliegenden Quellen kommt.

Die Stromversorgung ist durch eine aus Moggio Udinese kommende Stromleitung gesichert. Einige Häuser besitzen zur Selbstversorgung auch Photovoltaikanlagen mit dazugehörigem Batteriespeicher. Gebäude ohne direkten Stromanschluss werden meist über Autobatterien mit Strom versorgt. Für das Dorf gibt es keinen Internetanschluss. Da die Netzabdeckung sehr schlecht ist, kann nicht einmal das Mobilfunknetz dafür genutzt werden. Selbst einfaches Telefonieren ist nur durch GPS-Telefone möglich.

Als Einkehrmöglichkeit für Wanderer oder auch für die Bewohner von Stavoli ist seit 2021 ein Kiosk vorhanden. Dieser wird von den Amici di Stavoli betrieben und ist zeitweise geöffnet.

Eindrücke

Ein Blick auf eine Häuserzeile
Die Kirche am südöstlichen Dorfeingang
Eine ungenutzte größere Wiese im Ort
Eine ungenutzte größere Wiese im Ort
Die ehemalige Schule von Stavoli
Ein typisches Haus in Stavoli mit verwitterter Fassade